Liberale, Urbane Stadt für junge Menschen
Mein Beitrag für das Urbane FDP Buch
„Wieso zieht es so viele junge Menschen in die Stadt?“
Wieso zieht es so viele junge Menschen in die Stadt? Was macht die Stadt gerade für die jüngere Generation lebenswert und welche liberalen Antworten haben wir auf diese Bedürfnisse? Das sind die Fragen, welchen ich nachgegangen bin und die ich versuche in den nächsten Seiten zu beantworten.
Rund ein fünftel der Bevölkerung der Stadt Zürich ist zwischen 20 und 30 Jahren alt, in den anderen Schweizer Städten wie Bern, Basel und Genf zeigt sich ein ähnliches Bild.
Die junge Bevölkerung macht somit einen wesentlichen Teil der urbanen Bevölkerung aus. Die Bedürfnisse dieser Altersgruppe sollte daher auch entsprechend in der Gestaltung der Stadt und ihrer Politik berücksichtigt werden.
Von meinen Freunden wohnen mittlerweile viele, obwohl im Dorf aufgewachsen, in der Stadt – die meisten wie ich in der Stadt Zürich. Ich habe die Frage „wieso in der Stadt leben“ daher mit vielen meiner Freunde thematisiert. Wenn man nach dem Wieso fragt, kommen vielfältige Antworten. Doch sind es drei Faktoren, welche immer wieder genannt werden:
1) Die Mobilität in den Städten, die kurzen Wege
2) Nachtleben, Gastro- und Freizeitangebot
3) Attraktive und innovative Arbeitgeber
Mobilität
Es wird mir wohl niemand wiedersprechen, wenn ich anführe, dass die öffentliche Mobilität in der Stadt sehr gut ausgebaut ist und kaum Wünsche offen lässt. Heute kommt man mit dem Tram/Bus problemlos in praktisch jeden Winkel einer Stadt und dies von 6 Uhr bis 24 Uhr. Hier lässt sich meiner Meinung nach aus liberaler Sicht nur diskutieren, wie sinnvoll der Betrieb einiger Strecken ist und ob dies wirklich alles von staatlichen Betrieben übernommen werden muss. Des Weiteren kann bei vielen Strecken über innovativere Verkehrsmittel – zum Beispiel Sammeltaxi anstelle eines praktisch leeren Trams – nachgedacht werden.
Es ist aber nicht nur der ÖV, der die Mobilitätsbedürfnisse der Generation Y abzudecken vermag. Ein gewisser Individualverkehr wird von praktisch allen benötigt, sei dies mit dem Velo, Auto oder auch zu Fuss. Hier ist es wichtig, die idealen Rahmenbedingungen zu schaffen, um auch neuen Angeboten Platz zu geben. Viele junge Leute in der Stadt besitzen kein eigenes Auto und vielfach auch kein Velo. Hier haben Sharing Anbieter in den letzten Jahren bereits ein breites Angebot geschaffen. Sei es Mobility, was sich bereits seit langem auf dem Markt etablieren konnte, UBER oder Fahrradverleihe wie LimeBike. Hier gilt es liberale Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Angebote nicht wieder aus der Schweiz verschwinden. Besonders bei UBER musste im letzten Jahr eine besorgniserregende Tendenz beobachtet werden, in dem von der Taxi Lobby versucht wurde, dieses Angebot mit Verboten wieder aus dem Markt zu drängen. Das Angebot ist leider auch erst in wenigen Schweizer Städten präsent, dies vor allem weil durch die Politik viele Steine in den Weg gelegt werden.
Mit dem steigenden Mobilitätsbedürfniss und der Sharing Community werden auch künftig innovative, neue Angebote versuchen den Schweizer Markt zu erschliessen. Denkbar sind zum Beispiel schon bald selbstfahrende Autos, welche einem Zuhause abholen und nach Benutzung zum nächsten Gast fahren. Hier ist es die Aufgabe von uns liberalen, diesen Angeboten die Möglichkeit zu geben in unseren Markt vorzudringen und sich an der Konkurrenz zu messen.
Nachtleben / Gastroangebot
In meinem ganzen Freundeskreis gibt es keine einzige Person, welche nicht gerne mit Freunden essen, in eine Bar oder in einen Club geht. Ein vielfältiges Gastroangebot und tolle Nachtlokale machen eine Stadt für uns jungen attraktiv. Tausende junge Menschen aus der Agglomeration pendeln am Wochenende in die grossen Städte um zu essen, zu trinken und zu feiern. Für viele ist dies auch einer der Hauptgründe den Wohnort vom Dorf in die Stadt zu verlegen.
Doch das Nachtleben und die Gastrovielfältigkeit drohen in vielen Städten durch immer neue Regulierungen, Auflagen und Kosten zu verkommen.
In der Stadt Bern zum Beispiel, gibt es heute kaum noch einen Club, der an anderen Tagen als Freitag/Samstag geöffnet hat. In der Stadt Zürich musste vor einigen Jahren das Nachtlokal Härterei nach Jahren am gleichen Standort diesen wechseln, weil es Lärmbeschwerden gab. Die Lärmbeschwerden kamen von einem Neubau, welcher gebaut wurde, als der Club schon längst bestand. An der Langstrasse in Zürich dürfen die Bars nach 22 Uhr keine Personen mit Getränken mehr nach draussen auf die Strasse lassen – 5 Meter weiter hat es einen 24 Stunden Shop an dem sich andere Personen mit Alkohol eindecken und munter auf der Strasse weitertrinken. Solche Regelungen im Nachtleben sind absolut absurd. Wir als liberale Partei müssen den ausufernden Überregulierungen und den ungerechtfertigten Lärmbeschwerden Einhalt gebieten.
Auch im Gastrobereich gibt es viele solche absurde Regelungen. So darf zum Beispiel ein Stuhl keine 5 cm ausserhalb der vorgesehenen Zone stehen. Wird dieser einmal verrutscht, droht eine Busse für den Wirt. Hier sind pragmatischere Ansätze gefordert. Schon allein um ein Restaurant zu eröffnen und zu betreiben, werden hundertseitige Regelwerke benötigt. Das kann nicht sein!
Nachtruhe für die Aussenlokale ist – auch im Sommer – strikt 22 Uhr, egal wo in der Stadt man sich befindet. Hier müssen wir meines Erachtens ansetzen. Zumindest im Sommer sollen die Aussenlokale – an den stark frequentierten Orten – länger offen haben dürfen. In der Schweiz soll man auf seine Mitmenschen Rücksicht nehmen, das heisst aber auch, dass man nicht erwarten darf Mitten in der Stadt zu wohnen und Ruhe wie im Dorf zu haben.
Auch mit Regulierungen wird es dem Wirt oder dem Start-up schwer gemacht, sein Restaurant zu eröffnen und kosteneffizient zu betreiben. Beispiele für eine ausufernde Bürokratie gibt es viele. Rund um das Zürcher Seebecken gibt es aktuell nur 13 Glacéstände und die Lizenzen dafür werden auf unbestimmte Zeit vergeben, weshalb die Wartefrist für einen solchen Stand aktuell mehr als 10 Jahre beträgt. Es ist für ein Jungunternehmen oder ein Start-up, welches seine Produkte günstig, zum Beispiel mit einem Food Truck im Sommer, testen möchte, ein Ding der Unmöglichkeit dies zu tun. Innovation im Gastrobereich wird somit eingeschränkt. Weiter werden bei bereits gestandenen Restaurantionsbetrieben für die kleinsten Veränderungen Baubewilligungen benötigt. Jüngst gesehen bei einem kleinen Lunch Restaurant, welches für eine Tafel, die vor dem Restaurant aufgebaut wurde, im bürokratischen Papierkrieg, mit den entsprechenden Gebühren, eine Bewilligung einholen musste.
Die FDP hat gerade in diesem Bereich enormes Potential junge Menschen abzuholen und als Wähler zu gewinnen. Einfach in dem wir uns dafür einsetzen, dass das Gastro- und Nachtleben weiterhin attraktiv bleibt, pragmatische Ansätze verfolgt und Regulierungen abgeschafft werden.
Attraktive und Innovative ArbeitgerberInnen mit Ihrem Sitz in der Stadt
Junge Erwachsene sind wissenshungrig, wollen Karriere machen, suchen im Job Erfüllung und wollen einen attraktiven Arbeitgeber. Sind diese Arbeitgeber direkt am Wohnort ansässig, macht dies den Wohnort umso attraktiver. Denn wer findet es schon schlecht, innerhalb von einigen Minuten von seiner Haustür zu seinem Büro zu gelangen. Was zieht attraktive Arbeitgeber in die Stadt? Attraktive Rahmenbedingungen und gut ausgebildete Arbeitnehmende.
Attraktive Rahmenbedingungen werden durch die nationale, kantonale und kommunale Politik geschaffen. Wobei nicht zuletzt die kommunale Politik eine massgebende Rolle dabei spielt, ob sich ein Unternehmen entscheidet, sich in der jeweiligen Stadt niederzulassen. Attraktive Rahmenbedingungen variieren meiner Meinung nach sehr von Branche zu Branche und Unternehmen zu Unternehmen. Eine Bank hat sicherlich nicht dieselben Anforderungen an einen Arbeitsort wie ein Industrieunternehmen und das Industrieunternehmen fühlt sich höchstwahrscheinlich am Stadtrand wohler, als inmitten des Zentrums, wohingegen eine Bank möglichst zentral liegen möchte. Viele Rahmenbedingungen sind aber für alle Branchen gleichermassen attraktiv: tiefe Steuern und wenig Bürokratie.
Es ist heute leider so, dass die grossen Städte der Schweiz gegenüber den umliegenden Dörfern zumeist eine höhere Steuerbelastung für Private wie auch Juristische Personen aufweisen. Die höhere Steuerbelastung führt dazu, dass Firmen aus den Städten wegziehen und sich in der Agglomeration niederlassen. Es muss Ziel sein, die Steuerbelastung in der Stadt so tief wie möglich zu halten. Wie können wir das möglich machen? In dem wir weniger ausgeben und alle Einsparungen konsequent an die Firmen und Bürger zurückgeben, anstatt die eingesparten Franken nur umzuverteilen. Wenn man die Budgets der grossen Städte studiert, weiss man, dass dies möglich ist und schlussendlich uns allen zu Gute kommt.
Immer mehr Richtlinien, Verbote und Regulierungen schränken den Handlungsspielraum und die Freiheit der Unternehmen ein. Diese steigende Regulierungsflut führt zu stetig steigendem Aufwand und höhere Kosten bei allen Unternehmen. Viele der Vorschriften und Verbote werden direkt auf kommunaler Ebene erlassen. Die Stadt hat es also selbst in der Hand, ob Sie für Unternehmen attraktiver ist als andere Städte oder eben für alles noch eine zusätzliche Vorschrift erlässt.
Die Städte können selber bestimmen, ob Sie attraktive Arbeitgeber anziehen oder nicht. Mit den liberalen Grundsätzen eines schlanken Staates und somit tiefen Steuern und wenig Bürokratie wird es unseren Städten gelingen attraktive Arbeitgeber zu behalten, neue, innovative anzuziehen und somit die Stadt für junge Menschen attraktiver zu machen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir als liberale Partei durchaus sehr gut Politik über alle Bereiche für junge Menschen machen können. Mit unseren liberalen Werten, weniger Regulierungen, mehr Freiheit und weniger Staat, machen wir Städte vielfältiger und lebenswerter!